1. Gruppentag


Nach einer thailändischen Reissuppe und viel Tee zum Frühstück noch einmal, aber bestimmt nicht zum letzten Mal, auf zum Wat Po, zur Massage. Es ist auch heute wieder so klasse. Ich schwanke zwischen Genießen, Schreien- und Wegdrehenwollen hin und her. Dann entscheide ich mich für das einzig richtige: In den Schmerz hineinatmen, ganz tief und wie schon an den Tagen vorher, das ist das Einzige das hilft. Hat der Masseur einmal eine Stelle gefunden die nicht schmerzt – er bearbeitet sie so lange, bis sie schmerzt. Da kennt er kein Pardon, der sonst so nette und höfliche Thai. Und dann, nach zwei Stunden stehe ich draußen, dem Tempel gegenüber und genieße ein ganz neues Körpergefühl – es tut nicht nur gut, es ist wieder einmal saugut.

Da wir, Ossi, Michael und ich, einige Zeit warten mussten und heute der Rest unserer Gruppe ankommt, bleibt keine Zeit mehr, uns an einen der zahlreichen Tische zu setzten und lecker zu futtern. Wir kaufen eine Lage goldgelbe Bananen – so schön wie sie aussehen, so schmecken sie auch – Läcker – und das für 50 Cent!

Taxi suchen, Adresse zeigen, Preis aushandeln, weitersuchen. Straße überqueren, das heißt, ganz cool durchschlängeln durch die Autos, Busse, Motorräder und Tuktuks. Im Gegensatz zu Ägypten komme ich hier gut zurecht: Ich trete im richtigen Moment auf die Straße, strecke den Arm aus, Handhaltung wie Buddha und schon bleiben die Autos und was auch immer stehen – die Fahrer hier machen halt keine Jagd auf alte Frauen wie die in Kairo, das macht es natürlich einfacher für mich – und es macht mir richtig Spass.

Nachmittags schmeißen wir uns dann in das Gewimmel von Chinatown und drängeln uns bis zum Fluss durch. Das lange schmale Schnellboot ist schon bestellt und wartet auf uns. Es sehen, mich auf die Fahrt zu freuen und einzusteigen, das sind völlig verschiedene Dinge. Der Anleger schaukelt, das ein Meter tieferliegende Boot schaukelt, wie komme ich nur da rein? Daniel und Ossi springen runter, strecken mir ihre Hände entgegen und unten bin ich. Rechts und links spritzt das Wasser an uns vorbei, Chris warnt: Schließt euren Mund, der Colibakterien wegen. Er erzählt uns von seinen Erfahrungen mit dem Strom in Burma und Durchfällen. Gut versorgt und verwöhnt mit Obst und Trinken und mit der großartigen Kulisse zu beiden Seiten des Flusses stehen wir in der Warteschlange an der Schleuse. Im Nachbarboot eine Gruppe der immer netten und freundlichen Thailänder. Sie winken lächelnd zurückhaltend und mit ihrer ganz eigenen warmen Herzlichkeit. Ein wenig weiter werden uns weiche Brote, extra zum Fische füttern ins Boot gereicht – die Hand mit den weichen Stücken ins Wasser tauchen, die dicken welsähnlichen Fische spüren – das ist ein Vergnügen der besonderen Art. Das sie dann vor Begeisterung fast aus dem Wasser steigen und mit ihren Leibern das Wasser aufwühlen dass es nur so spritzt und ich pitschenass bin, das ist ein anderes Vergnügen. In meinem Kopf schwirren auf einmal die angesagten Coli-Dinger herum, bäääh – alles ist nur eine Sache der Einstellung? Na klar, dann stell mal schnell das ein, was du haben willst, rate ich mir selbst – und was soll ich sagen: Es geht!

Wir fahren dem Sonnenuntergang entgegen. Abwechselnd staune ich die bizarre Schönheit der alten, manchmal schiefen Wasserhäuser an, die Fülle der rosa, der roten und gelben Blütenpracht, der goldenen Tempel, die rechts und links die Ufer schmücken, dann kommen Wünsche hoch in einem der wunderschön restaurierten Teakhäuser mit ihren tiefüberdachten Terrassen inmitten des alten Baumbestandes zu wohnen und schon wenden wir. Vor uns liegt die sagenhaft schöne Tempelanlage Wat Po, daneben der Königspalast, der von der Straße aus hinter einer hohen Mauer vor den Blicken verborgen ist. Und dann? Dann empfängt uns wieder Chinatown. Wo nachmittags die ganzen Obststände waren, locken jetzt Straßenküchen mit ihren tausend verlockenden Düften!!

Jeden Tag denke ich: So gut habe ich noch niiie gegessen! Ich könnte mich hineinlegen, darin baden, die Köstlichkeiten mit jeder Pore in mich hineinnehmen. Ich esse hier mit den Fingern damit mir nichts vom Löffel rutscht – auch das ist ein Vergnügen der besonderen Art – das Gemüse, das Fleisch, den Fisch, die tausend Kostbarkeiten nicht nur zu schmecken, sie schon im Vorfeld zu ertasten, mit den Fingern zu erspüren – macht Spass!