Unsere Gastgeberin Seema Johari fragt mich am letzten Abend nach meinem Tag, nach meinen Erlebnissen. Ich rede von der Ganga, von der Höhle des Vashishta, von dem Stehen und Brüllen in der Ganga, von dem „Seelengesang“ wie Chris Mulzer es in der Sahara nannte. Während der Unterhaltung konnte ich den Körper kaum noch halten, so stark wackelte er. Ich wollte mit ihr hoch, der Ganga einen Abschiedsgruß senden. Brille, Uhr, Ohrring, alles weg. Seema wollte mich anfassen, mir helfen, mich halten – NEIN, bloss nicht berühren. Es muss schon leicht ver-rückt aussehen, was da abgeht. Dann, endlich steigt’s aus dem Inneren hoch. Dreimal brüllt ES der Ganga zu. Ich wanke auf einen der Stühle. Langsam kommt Ruhe in den Körper. Seema schaut mich an: Das ist die Conch. Das ist das Muschelhorn. Du trägst es in dir. DU bist das Muschelhorn. Das ist der Originalton. Den Klang kenne ich. Die Conch vertreibt das Böse. Sie begrüßt das Leben. Sie hebt den Menschen hoch. Mit ihrem Klang erhöht sie ihn. Erweckt sie ihn. Niemals hörte ich diesen Klang aus dem Mund eines Menschen. Das ist nicht mehr deine Stimme. Das ist nicht mehr deine Kraft, die mit Energie heraus tönt. Du bist völlig in Ekstase -Trance, wenn „the conch is blowing“.
Das ist ein Abschiedsgeschenk für mich! Dann sagt sie zu meinem Muschelhorn, als sie es das erste Mal sah war sie tief bewegt von seiner unirdischen Schönheit und dachte: Diese Schönheit ist nicht von dieser Welt. Das ist ein überirdische Manifestation. Das ist ein Geschenk aus einer anderen Welt.
Und diese überirdische Schönheit kam zu mir in der Wüste! Plötzlich und unerwartet! Conch kam zu Conch, Muschelhorn zu Muschelhorn. Gleiches zu Gleichem. In meinem Herzen bin ich tief bewegt. Wie oft habe ich mich gefragt, was soll die ganze Brüllerei, ich stehe da, wackel rum und schrei. Zu welchem Zweck und warum? Danke dem Geber, dem Überbringer dieser Schönheit und auch ein Danke dir, India. Danke auch dir Seema für deine Gastfreundschaft, für diesen Abend auf der Terrasse der Ganga gegenüber.