Höhlen-Tempel und Spinat

Jeder Schritt aus unserem Resort heraus bedeutet einen Schritt zurück klettern. Also, wir „gehen“ in Lehm gestampfte Stufen, schmale Pfade hinunter zu den grünen Terrassenfeldern, gehen durch das Dorf des Hotelmanagers, „sein Dorf“. Hier wohnt seine ganze Familie; Brüder, Vettern, Onkel, Tanten, kleine Kinder, große Kinder – alles eine zusammen gehörende Familie. Wir gehen auf schmalsten Fußtritten mitten durch die blühenden Kartoffelfelder. Dann Kiefernwald, ein Duft, Schmetterlinge, grünblau, gelbschwarz. Vogelgesang erfüllt die Luft. Wasserrauschen. Wir müssen über den Grad. Rechts und links in der Tiefe die Flüsse. Gleich vereinen sie sich und da wollen wir hin. Das ist immer ein heiliger Ort – Zusammenflüsse. Ganesh steht hier. Eine Wassermühle. Wir pflücken aus dem klaren Bergwasser Grünpflanzen. Einen ganzen Beutel voll. Die nassen Pflanzen kommen in unseren speziellen, super praktischen „STS Sea to Summit“ Beutel. Kann ich jedem, der eine Reise machen will (vielleicht mit mir), nur empfehlen. Gibt’s bei Globetrotter. Ich habe immer den kleinen 4 Liter Beutel bei mir. Morgens kommen zwei nasse indische Handtücher rein, die gegen zehn Uhr auf meinem Kopf landen – der Sonne wegen. Ab neun Uhr scheint sie schon so stark, das ich zu hause flüchten würde.

Über die Flusssteine durchs Nass, hoch, wieder runter, Blüten pflücken, wieder hoch und da ist er schon: Shivas Höhlentempel. Shiva, der unter anderem die Einheit hinter der Dualität verkörpert, wessen Symbol wäre an diesem Zusammenfluss angebrachter als der Lingam. Pause beim Ganesh mit Apfel, Balthalibrot und Wasser – im Schatten natürlich. Schritt für Schritt geht’s hoch. Das ist Nepal: Immer geht’s runter um wieder hoch zu müssen. Irgendwann bin ich so erschöpft, ich wanke nur noch vor mich hin. Ich kann nicht mehr. Kurz vor dem Ziel sinke ich in den Schatten. Augen zu, Rücken an die Hauswand. Warum habe ich nur nicht früh genug Bescheid gesagt? Ich lerne hier aufmerksam zu sein. Auf meinen Körper zu achten. Mich zu melden. Nicht die starke Emma zu spielen. Dann sind wir oben. Wie schön ist es hier. Dieser Rundumblick. Alles liegt unter uns. Vor uns. Abends gibt es köstliche „Grüne Suppe“. Die Wasserpflanzen schmecken wie Spinat. So etwas liebe ich. Da gehe ich spazieren und bringe mein Essen vom Wegrand gleich mit.