Love your neighbour as I have loved you
Wenn ich das Du bin, dann gibt es ein großes Ich, das mich irgendwie irgendwann geliebt hat. Es, dieses Ich, hat mich auf eine Weise geliebt, die ich an meinen Nachbarn weitergeben soll, wenn ich das richtig verstehe. Wohnt oder wohnte das besagte Ich in dem außergewöhnlich gepflegten Anwesen, indem das Indisch Portugiesische Museum untergebracht ist? Und wer ist dann der Nachbar von dem Es spricht und den ich lieben soll? Ist das einer der Fischer aus den Palmblätterhütten oder die alte Bettlerin, die mir ihre dürren Arme entgegenstreckt? Wenn ich meine Nachbarn oder Nächsten mit der gleichen Liebe lieben soll die mir zuteil wurde, ist es wichtig zu wissen, wie das Ich mich geliebt hat. Wie sieht deine Liebe aus? Nagelst du die, die du liebst immer noch ans Kreuz? Züchtigst du immer noch die, die du liebst? Ja – diese Liebe haben deine Lieblinge voll Hingabe weitergegeben.
Zu finden ist obige Inschrift über dem Säuleneingang des „Grand Bishop House“ am südlichen Ende der Ridsdale Road. Im Inneren sind bischöfliche Gewänder ausgestellt, die in ihrer Pracht mit den Gewändern der Rajas von Kochi, den Hindu-Herrschern wetteifern. Na ja, als Vertreter des großes Ich müssen sie das wohl. Wer wären sie in Fischertüchern in den Augen der Fischer? Die könnten ja meinen, das Ich und seine Repräsentanten wären ihnen gleich.
Im gepflegt angelegten Park steht ein alter Teakbaum und ein Rosenholzbaum, der seines eisenharten Holzes wegen berühmt wäre, so wurde uns von einem der vielen Gärtner erzählt. Er, der Gärtner war ganz reizend und erklärte uns voll Freude und Stolz die verschiedenen Fruchtbäume die im Park des großen Ich stehen.
Der Dutch Palace mit seinen wunderschönen Wandmalereien und den Ausstellungsstücken über die Familie der alten Herrscher, der Rajas ist empfehlenswert. Wie abgedroschen sich das anhört. Dabei stieg der Zorn über die kaltschnäuzige Arroganz der christlichen Eroberer in mir hoch. Was haben sie im Austausch für ihre Ausbeuterei gegeben? 1557 übergaben die Portugiesen den Mattancherry Palast im Austausch gegen Handelsprivilegien dem damaligen Raja. Später wurde der Palast von holländischen Eroberern renoviert – wie lobenswert. Das sind doch Glasperlen gegen ungeheuren Reichtum und ja, nicht zu vergessen – Bildung im Sinn der Kirche und die bedeckten Brüste der Frauen.