Old City und altes Brauchtum

Morgen sind wir schon eine Woche in Haridwar, so viele Eindrücke, so viele Erlebnisse, so viele bunte Bilder. Haridwar ist eine sehr alte Stadt. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde sie schon im achten Jahrhundert von einem Chinesen erwähnt. Es ist eine heilige Pilgerstätte. Die Ganga verlässt die Berge des Himalaja und fließt in die Ebene und genau hier liegt Haridwar. Alle zwölf Jahre wird hier die große Khumb Mela gefeiert – und wir sind hier. Es ist das größte Fest der Welt. Die Straßen leuchten von den gelben und orangen Bekleidungstüchern der Babas, der Sadhus, der Pilger, der Heiligen und Unheiligen, der Wichtigen und Unwichtigen, aber wer will sie schon unterscheiden? So viel malerisch zurechtgemachte Männer, so konzentriert an einem Ort, das allein ist schon beachtenswert. Im Camp sitzen sie, rufen uns heran, möchten fotografiert werden, nicht alle, haben den Fernseher mit, rauchen, schwätzen, zeigen ihr oft meterlanges Haar, und „the naked man“, die mit Asche bedeckten, sie zeigen uns stolz die Kunststücke mit ihrem Geschlechtsteil. Sie holen aus der Asche die Feuerzange, stecken ihr Ding dazwischen und drehen und drehen. Dann klemmen sie die Zange zwischen ihren Beinen nach hinten, strahlen uns an und strecken uns die Hand entgegen: Rupi, Rupi. Einer, mit einem feinen Gesicht sitzt da, den rechten Arm hochhaltend. Das Schultergelenk lässt sich nicht mehr bewegen, die Fingernägel vielleicht zehn Zentimeter lang, schwarz, gedreht, die Hand verkrüppelt, nicht mehr zu bewegen – wozu, zu welchem Zweck – will ich mich das wirklich fragen? Es gibt auf so vieles hier keine Antwort. Wozu also fragen. Also nur schauen, aufnehmen, Energien spüren, Unterschiede wahrnehmen. Das Leben, die Welt und besonders Indien ist bunt.