Wo der Pfeffer wächst

Ich habe das Datum verloren – irgendwann im Zug. Ich weiß nur noch, heute ist Montag. Ich sitze frühmorgens auf dem Vordeck. Wasser, Palmen und ein leichter Nebel, der wie ein zarter Schleier alles in ein märchenhaftes Licht hüllt. Grillen, Urwaldgeräusche umgeben mich. Es ist so traumhaft hier, wo der Pfeffer wächst. In saftig grünen Dolden hängt er von Büschen oder Bäumen herab, einfach so zum Pflücken. Orchideen, Blattpflanzen und Blumen in einer Fülle, die meine Augen berauschen. Ich kann die alten Eroberer verstehen, die aus dem kargen und kalten Europa kamen, die der Enge entfliehen wollten und sich hier eingenistet haben. Die hier ein reicheres, ein bunteres Leben leben wollten, vielleicht auch ein so lockeres, wie es in Old Europa nicht möglich war. Nur doof, dass die Kirche so schnell nachkam mit ihren Vorschriften und ihrer moralinsauren Moral. Wenn ich mir in diesem Klima die eingepackten Bräute Jesu vorstelle – die wurden aus Europa direkt in die Hitze der Hölle geworfen. Den Mönchen ging’s mit Sicherheit nicht besser bei den vielen nackten und voll natürlichem Stolz gezeigten Brüsten – auch die Hölle. Gut dass es einen Gott gab der Nacktheit verboten hat, dem Körperbewusstsein ein Greuel war, der seine eigene Schöpfung beschnitten hat. Mit ihm auf ihrer Seite konnte doch der Pfeffer viel leichter in die richtigen, weil geweihten Hände übergehen.