25.4.2010 – Reise-Erinnerung – Base Camp bye-bye

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Sonntag, 25. April

Heute wurde ich gestopft wie eine Gans. Zum Frühstück Kartoffeln. Lecker, wirklich. Dann Kakao, Wasser, Tee. Ausruhen. Im Garten ein Paar Runden drehen, dann Dal Bhat. Die Schwester der Wirtin kletterte hinter dem Haus mal eben in den Dschungel und holte einige frische Ranken zum Mittag – köstlich. Dann trinken, ruhen, trinken. Pancake mit Apfel: Und was essen Sie heute abend?

Das hat natürlich eine Vorgeschichte. Am 4. Tag ging es runter, runter, über den Fluss und hoch, immer weiter bis Sinuwa – teatime im Sherpa-Guesthouse. Das Schönste waren die Begegnungen. Keuchend ausruhend – für einen Moment und schon kamen leuchtende Augen von oben und auch von unten. Die Begegnungen in den Bergen sind völlig anders als in den flacheren Gegenden, da bekamen wir oft nicht mal ein Kopfnicken zurück. Nicht von den Nepalesen, sie freuten sich über jedes Namaste. Die Berge verändern. Über Nacht waren wir in Bamboo. Es wird immer anstrengender und wilder. Wir sind jetzt in der „Kurdistan-Schlucht. Tief unter uns rauscht der Fluss und um uns herum Urwald oder Dschungel, wie er hier genannt wird. Weiße Affen grinsen uns mit hochgezogenen Lippen an. Und weiter im Himalaya. Ich schleppe mich dahin und irgendwann kann ich einfach nicht mehr. Mein Rucksack ist schneller als ich. Er ist wahrscheinlich schon da wo ich hin soll. Chandra, der nette und aufmerksame Träger hatte heute mal ein wenig Erleichterung und braucht ihn nicht zu tragen, dafür muss er jetzt hinter ihm her rennen um die Notfall-Medizin zu holen. Die Höhe hat mich wieder einmal gepackt, ungefähr 2870 Meter. Ich schleppe den Körper wie eine schwere Last mit mir herum. Ich muss hoch. Runter schaffe ich gar nicht mehr. In meinem Herzen wünsche ich mir Ossi her. Ich möchte an seiner Schulter weinen – aber – er ist schon über alle Berge.

Morgens, von Bamboo aus, mitten in der Qual des Steigens, war der Name des Swamis, der mir die Rudraksha umgehängt hat, in mir. Wie ein Mantra habe ich ihn benutzt. Dann plötzlich sah ich ihn. Er saß in seinem Audienzraum, ich lag mit meiner Stirn auf seinen Füssen. Er legte mir seine Hand auf den Kopf und neue Kraft half mir weiter. Teatime, irgendwo. Ossi und die Gruppe sind schon weiter. Ich habe kaum noch Kraft, den Kopf zu heben. Wieder sage ich innerlich den Namen des indischen Swamis. Eine Stimme sagt in mir: Ich werde dich tragen. Ich merke nur nichts davon. Da sehe ich einen Stein der aussieht, als wäre er mit einem kleineren zusammengewachsen. Mit lezter Kraft Himalaya. Schwindel, Kopfschmerz, Kraftlosigkeit, ab ins Bett. Übelkeit. Chandra geht los nach Deurali zur Gruppe, um von Constanze, unserer Doktorin Medizin zu holen. Ossi kam ihm auf dem Weg entgegen und steht plötzlich vor meinem Bett. Er hat mein Rufen gehört, welche Freude für mich. Wir beschließen, dass er zum ABC geht. Raj packt mich in einen Tragekorb. Ein zierliches Kerlchen von ungefähr 45 Jahren packt mich auf seinen Rücken, sichert mich mit dem Stirngurt und dann – werde ich zu Tal getragen.