Tag 2 unseres Treks zum ABC, zum Annapurna Base Camp. Ich sitze hier im Sonnenschein auf der Terrasse, vor mir die langsam im Dunst verschwimmenden Berge. Einer türmt sich hinter dem anderen auf. Tief im Tal sehe ich einen Fluss und wenn es ganz still ist, meine ich sein Rauschen zu hören. Raj, der Engel, hat mir einen Stuhl in den Rücken geschoben, mit seinem Kopfkissen davor. Er weicht mir nicht von der Seite. Zeigt mir wie ich die Füsse setzen kann, damit das steigen und vor allen Dingen der Abstieg keine Knieschmerzen bereitet. Neben mir, Meditationsmusik, sehr passend für die Stimmung, hier oben am Berg. Liebe ich dieses Land? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, es bringt mich und wie ich es mitbekomme fast jeden an seine Grenzen. Ossi hüpft die Steigungen hoch, jubelt, jauchzt und singt. Gestern war der Härtetag. Ungefähr tausend Meter Höhenunterschied haben wir überwunden. Wenn ich jemals wegen Treppen gestöhnt habe – das waren alles nur Einstiege für das Kommende. Manche Teilstücke gingen fast senkrecht in die Höhe. Be careful, be careful, waren dann auch die Worte, die uns immer wieder zugerufen wurden. Nach zweieinhalb Stunden die erste Hürde geschafft. War das schön. Mein Kopf lag irgendwo auf einem Holztisch, da wurde mir ein Kissen untergeschoben. Aber was für eins! Rosa, mit Rüschen und bestickt. Es sah aus, wie ein Paradekissen. Der alte Mann neben mir schaute mich an. So warm. So liebevoll. Mit so wunderschönen braunen Augen. So voll von Lebensweisheit, als trüge er alles Wissen der Erde in sich. Weiter, immer weiter. Mittagsrast. Weiter, höher. Tja, letztendlich geht’s auf über viertausend. Heute war es besser für mich. Einfacher. Leichter. Es ist so friedlich hier. Immer wieder zeigt sich das Land in einer zu Herzen gehenden eigenartigen Schönheit.