Durchs wilde Kurdistan

Schluchten, tiefhängende Wolken, die langsam in die Schluchten einfallen, Wasserrauschen, Stücke blauen Himmels, dazwischen schneeweiß-glänzende Wolken – hach ist das schöön. Die Füsse geschwollen – hach ist das schöön? Gehört hier in Nepal fast dazu. Treppenstufen rauf und runter. Wenn ich aufatme jetzt bin ich oben, kommt eine Wende und weiter geht’s. Und irgendwie komme ich tatsächlich oben an. Da sitze ich am dritten Tag unseres Marsches auf der Terrasse des Elysium Guesthouse in Chomrong und lasse mir von der angenehmen Luft die Füsse kühlen. Abendessen ist bestellt: chicken-curry mit Reis, spicy. Die Vögel singen. Es ist so wohltuend, so friedlich nach diesem anstrengenden Tag. (Nein ich schreib jetzt nicht nach diesem scheißanstrengenden Tag.) Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht dass hier die Sonne schon ab zehn Uhr morgens vom blauen Himmel knallt. Um sechs in der Früh lässt sie schon die Schneeriesen glitzern, dass es eine Freude ist. Wir sind heute früh in Landruk losmarschiert und haben ungefähr tausend Höhenmeter geschafft. Die von oben kommenden Absteiger sahen genau so erschöpft aus, wie wir uns fühlten. Einer sagte zu mir in feinstem Englisch: „Warum tun wir uns das eigentlich an?“ Wenn ich mich fragen würde, würde ich den gleichen Satz formulieren. Ein Glück, dass ich mich erst gar nicht frage. Der Körper ist schon ein besonderes Wunderwerk: Erschöpfung bis zum Umfallen, dann einige Minuten Rast und schon regeneriert er sich, danke, danke du tolles Stück das mich hier durch dieses schönschwierigfaszinierende Land trägt. Ein Blick in die Höhe. Das sieht wirklich wild aus. Die Wolken dunkel zerrissen, weißdurchzogen hüllen sie die Bergflanken immer mehr ein, sinken immer tiefer. Tiefes Grollen

Ja – so stelle ich mir Karl May’s „Wildes Kurdistan“ vor.